Einfluss von negativen Erwartungen auf muskuloskelettale Schmerzen

Fast jeder Mensch hatte schon mal Schmerzen im Bewegungsapparat und kennt die Auswirkungen, die diese haben können. Oft ist die Ursache der Schmerzen genauso individuell, wie der Umgang mit ihnen. Was jedoch alle gemeinsam haben, ist das Leid, das sie mehr oder weniger ertragen.

Muskuloskelettale Schmerzen beschreiben schmerzliche Empfindungen aufgrund von Verletzungen oder Erkrankungen im Haltungs- und Bewegungsapparat. Das Gute ist, dass diese Art von Beschwerden, allgemein gesehen, eine gute Prognose haben. Dennoch bleiben Beschwerden oft, trotz erfolgter Behandlungen, bestehen. Das Ziel, nämlich die Beschwerdelinderung, ist nicht zufriedenstellend erreicht. Dies kann für die Betroffenen frustrierend sein und dazu führen, dass mehrere Gesundheitsdienstleister in Anspruch genommen werden, die unter Umständen konträre Erklärungsversuche des Beschwerdebilds haben und zu Gefühlen wie Verunsicherung oder Hilflosigkeit führen. In einem wissenschaftlichen Review von Rossettini et. al. (2022) wird genauer untersucht, inwiefern negative Erwartungen und der Nocebo-Effekt Einfluss auf muskuloskelettale Schmerzen haben. Es stellt sich heraus, dass negative Emotionen, die zum ursprünglichen Beschwerdebild hinzukommen, die Symptome negativ beeinflussen. Zum Beispiel können Angst-Vermeidungsverhalten, oder katastrophisieren den Genesungsverlauf deutlich stören. Dieses Phänomen ist im Praxisalltag alltäglich und sollte professionell mit in die Betreuung von Patientinnen und Patienten einbezogen werden.

Erwartungen entwickeln sich aufgrund von Erfahrungen. Somit ist es von Bedeutung was in der Vergangenheit bereits passiert ist, beziehungsweise gemacht wurde. Wenn beispielsweise eine Patientin mit lumbalen Rückenschmerzen negative Erfahrungen mit aktiven Übungen gemacht hat, wird sie zukünftig gegenüber aktiven Übungen mit negativen Erwartungen begegnen. Bestärkt werden diese durch natürlich aufkommende Persönlichkeitszüge wie Angst oder Pessimismus. Die Situation wird als Bedrohung wahrgenommen und die Patientin kommt in einen Teufelskreis.

Laut Rossettini et. al. müssen damit die Erfahrungen, Erwartungen und Überzeugungen bezüglich der Schmerzen Teil der Behandlung sein. Als Instrument dafür eignet sich der patientenorientierte Ansatz, den wir in unserer Praxis für Physiotherapie in Freiburg verfolgen. Patientenorientiert bedeutet für uns Zeit und Aufklärung. Damit entsteht Raum für das Päckchen hinter der Diagnose, das jede Patientin und jeder Patient mitbringt. So kann ein sicherer Rahmen im Behandlungsverlauf geschaffen werden und letztendlich können eventuell bestehende Muster sich umstrukturieren hin so einem positiv geprägten aktiven Lebensalltag.

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